Jugendaustausch und Zusammenarbeit seit vier Jahrzehnten
Im Mittelpunkt der Begegnung 2008 stand das Jubiläum „40 Jahre Kinder- und Jugendaustausch“. Alles begann im Jahr 1968 mit dem ersten Besuch einer kleinen Jugenddelegation aus Hiroshima unter Leitung des bis heute Verantwortlichen Toshihiko Hayashi in Hannover. Damals ahnte niemand, dass dieser Kontakt zu einer in Deutschland einmaligen Beziehung führte und wesentlich dazu beitrug, dass dann vor 25 Jahren auch die beiden Städte ihre Städtepartnerschaft vereinbarten. Am 5. August konnten wir eine 30köpfige Kinder- und Jugenddelegation aus Hiroshima bei uns in Hannover willkommen heißen. Die Teilnahme an den hannoverschen Gedenkveranstaltungen zum 6. August in der Aegidienkirche und am Rathausteich waren die ersten gemeinsamen Aktionen. Der Höhepunkt war natürlich die „Jubiläumsfeier“ am 8. August im Rathaus. Um 19.00 Uhr eröffneten Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil und der Delegationsleiter Toshihiko Hayashi die Feierstunde im Bürgersaal, in dem gleichzeitig eine Ausstellung über 40 Jahre Kinder- und Jugendaustausch präsentiert wurde. Im Anschluss daran fand im Gobelinsaal eine kleine „Geburtstags-Party“ mit geladenen Gästen statt. Ehemalige Teilnehmer/innen am Kinder- und Jugendaustausch, Vertreter/innen von Gastfamilien sowie Repräsentanten aus Politik und Verwaltung nutzen die Gelegenheit, alte Freundschaften wieder aufzufrischen, gemeinsame Erinnerungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Der Wunsch unserer japanischen Partner, diese Begegnung für den ersten internationalen „2020 Vision Workshop der Internationalen Jugendkonferenz für Frieden in der Zukunft Hiroshima“ in Europa zu nutzen, wurde von der Landeshauptstadt Hannover aufgegriffen und im Feriendorf Eisenberg „Günter Richta“ in Kirchheim/Hessen in die Tat umgesetzt. Am Morgen des 9. August fuhren die Teilnehmer/innen aus Hiroshima und Hannover gemeinsam in Richtung Kirchheim. Da die deutschen Märchen und Sagen nach wie vor in Japan sehr populär sind, wurde ein Besuch der Stadt Hameln eingelegt. Gemeinsam begab man sich auf die Spuren des „Rattenfängers“ durch die historische Altstadt. Nach Ankunft am späten Nachmittag in Kirchheim wurde das bereits von uns vorbereitete Gehöft „Steinsgebisshof“ belegt. Da zum Aufenthalt in Kirchheim der selbst gestaltete „Tischdienst“ dazu gehört, wurde auch gleich das Abendessen gemeinsam vorbereitet. Die ebenfalls zum Workshop eingeladenen internationalen Jugendlichen aus den Städten Coventry/England, Poznań/Polen, Rouen/Frankreich, Volgograd/Russland und der Gemeinde Kirchheim kamen aufgrund von Flugverspätungen in Frankfurt erst gegen 21.00 Uhr in Kirchheim an. Sie wurden herzlich begrüßt und mit einer Stärkung versorgt, bevor das allgemeine Kennen lernen begann. Es wurden bis spät in die Nacht Gespräche geführt und die Neuigkeiten ausgetauscht. Etliche kannten sich bereits aus ihren Teilnahmen an den Internationalen Jugendkonferenzen in Hiroshima 2005 und 2007. Für die ebenfalls nach Kirchheim mitgekommene Kindergruppe aus Hiroshima wurde ein eigenes Programm entwickelt. Neben kleineren Begegnungen mit anderen, anwesenden Kindergruppen im Feriendorf, Sport-, Spiel- und Bastelaktionen waren der von der Ortsjugendpflegerin Andrea Ide vorbereitete „Kirchheim-Tag“ mit dem Besuch der Grundschule von Kirchheim und der Begegnung mit den Schüler/innen sowie der gemeinsamen Aktionen mit Kindern und Jugendlichen des Jugendzentrums von Kirchheim ein besonders Programm- und Aktionsangebot. Am Montag, 11. August wurde der „2020 Vision Workshop Europa 2008“ feierlich eröffnet. Nach dem gemeinsamen Mittagessen begrüßte der Bürgermeister Manfred Koch der Gemeinde Kirchheim alle Teilnehmer/innen in seiner Gemeinde und natürlich im Feriendorf auf das Herzlichste. Oberbürgermeister Stephan Weil war extra nach Kirchheim angereist, um den Workshop mit seiner Rede zu eröffnen. Für ihn war es gleichzeitig der erste Besuch des Feriendorfes. Toshihiko Hayashi hielt eine Ansprache zum „2020 Vision Workshop“. Mit dem gemeinsamen Singen des Friedensliedes „Message for Tomorrow“ wurde die Eröffnungsveranstaltung geschlossen. In insgesamt acht Arbeitseinheiten gestalteten die Teilnehmer/innen ihren Workshop. Inhaltliche Themen wie z. B. „Ziele und Perspektiven der Internationalen Jugendkonferenzen“, „Was ist Frieden?“, „Werden Gedenkstätten und Mahnmale als touristische Attraktionen mißbraucht? Wie gehen wir damit um?“, „Der Zweite Weltkrieg: Zerstörung und Wiederaufbau - Erinnerung und Mahnung“ wurden präsentiert und diskutiert. Den Schwerpunkt der gemeinsamen Workshop-Arbeit bildete das Herstellen von „Carp Streamern“ (Karpfen-Windfahnen), dem Symbol der Internationalen Jugendkonferenz zur Unterstützung der Kampagne „2020 Vision“ der NGO „Bürgermeister für Frieden“. Die Vorlagen dazu wurden aus Hiroshima mitgebracht. Jede teilnehmende Stadt erstellte unter Mithilfe der japanischen Jugendlichen ihren „Carp Streamer“. Die Lage des Feriendorfes im Herzen der Natur des Hessischen Mittelgebirges fand bei allen Teilnehmer/innen große Zustimmung und wurde sehr genossen. Um unseren Gästen aber auch ein wenig von „Land und Leuten“ zeigen zu können, wurde eine kleine Exkursion in das nahe gelegene Bad Hersfeld unternommen. Ein geführter Rundgang durch die historische Altstadt eröffnete den Teilnehmer/innen zusätzlich die Möglichkeit, noch etwas zu „shoppen“, was auch reichlich genutzt wurde. Im Feriendorf ist es schon Tradition einen „Internationalen Show-Abend“ in der Pelikanhalle zu veranstalten, wenn internationale Gäste anwesend sind. Am 13. August um 20.00 Uhr präsentierten alle anwesenden Gruppen ihre Beiträge - vor allem musikalisch, von Klassik und Pop bis hin zu Liedern aus ihren Ländern. Die Teilnehmer/innen des Workshops beteiligten sich ebenfalls, so z. B. die Japaner mit traditionellen Liedern und Tänzen, die Gruppe aus Coventry trug das weltbekannte Lied „Amazing Grace vor.
Mit der „Closing Ceremony“ wurde der „2020 Vision Workshop Europa 2008“ am 15. August vormittags beendet. Die beiden städtischen Vertreter, Hiroshi Hasegawa, Hiroshima und Volker Wendorff, Hannover, hielten einen Rückblick auf den Workshop und bedankten sich bei allen für ihr aktives Engagement. Anschließend wurden den teilnehmenden Städten ihre „Carp Streamer“ übergeben. Die Jugendlichen erhielten die Aufgabe, diese in ihren Städten vorzustellen und auf den extra angefertigten „Karpfen-Schuppen“ Unterschriften von ihren Bürger/innen zur Unterstützung der „2020 Vision“ zu sammeln. Die unterschriebenen Schuppen sollen auf die „Carp Streamer“ geklebt werden. In seiner Abschlussrede bat Toshihiko Hayashi die Städte, ihre „Carp Streamer“ mit den unterschriebenen Schuppen im nächsten Jahr nach Hiroshima mitzubringen und sie Bürgermeister Dr. Tadatoshi Akiba zu überreichen. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass im nächsten Jahr vom 4. bis 17. August die dritte Internationale Jugendkonferenz für Frieden in der Zukunft in Hiroshima stattfinden soll. Ein kleine „Farewell-Party“ mit Barbeque und Lagerfeuer beendete den gemeinsamen Aufenthalt im Feriendorf Eisenberg „Günter Richta“ in Kirchheim/Hessen. Am 16. August hieß es für die internationalen Jugendlichen, die zusammen mit den japanischen Jugendlichen zurück in ihre Städte flogen, schon ganz früh morgens endgültig voneinander Abschied zu nehmen, denn die erste Maschine hob bereits um 12.05 Uhr vom Flughafen Frankfurt in Richtung Heimat ab. Bis zum 20. August waren die japanischen Jugendlichen zu Gast in den Städten Coventry, Poznań, Rouen, Volgograd und in der Gemeinde Kirchheim. Die Kindergruppe und einige der japanischen Jugendlichen fuhren noch einmal zurück nach Hannover, um ebenfalls bis zum 20. August in Gastfamilien zu wohnen. Dieser Aufenthalt wurde vom Freundschaftskreis Hannover - Hiroshima e.V. verantwortlich organisiert und begleitet. Als krönenden Abschluss gab es für die Kindergruppe auf dem Wege nach Hannover noch einen Zwischenaufenthalt auf der Sababurg, bekannt als das „Dornröschen-Schloss“.
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